CO₂ – Emission – mein kleiner Beitrag zur Schadensbegrenzung
Ich bin ein Klima-Sünder. Dass ich in Island lebe und schreibe, meine Leserschaft sich aber hauptsächlich auf dem Festland befindet, ist leider nicht ideal. Um meine Bücher zu promoten, Lesungen zu veranstalten, Interviews zu geben ect. muss ich jedes Mal in einen Flieger steigen. Nicht ideal. Ein Flug von Keflavík nach Zürich und zurück verursacht eine Menge CO₂: ca. 1 Tonne pro Person.
Ich versuche nun, diese Reisen auf zwei Arten zu rechtfertigen und den Schaden zu begrenzen. Zum einen fülle ich jeden Festlandaufenthalt bis zum Rand mit Auftritten und anderen Terminen, damit es sich auch wirklich lohnt. Wegen einzelnen Lesungen fliege ich nicht. Zwischen den Veranstaltungsorten reise ich, wann immer möglich, mit dem Zug. (Apropos: Ein grosses Dankeschön an die fantastische Diogenes-Eventabteilung, die sich um die Organisation meiner komplizierten Reisen kümmert!).
Zum andern kompensiere ich meine Flüge mithilfe des isländischen Feuchtbiotop-Fonds (votlendi.is). Was kaum bekannt ist: Die Isländer gehören zu den grössten Umweltsündern dieser Welt. Sie unterhalten eine schmutzige Schwerindustrie, die Geothermie ist längst nicht so sauber, wie gern verkündet wird, das Abwasser fliesst ungereinigt (es wir nur gesiebt) ins Meer, die Lachszucht verschmutzt nicht nur die Fjorde sondern gefährdet auch den Wildlachs in den Flüssen, Fischerei, Tourismus, Verkehr, Landwirtschaft – alles massive Schmutz-Verursacher.
Apropos Landwirtschaft, die mir sehr am Herzen liegt: Hier gibt es nun eine ganz einfach Art, den CO₂-Emissionen entgegenzuwirken. Schätzungen gehen davon aus, dass rund 60% der Treibhausgasemissionen aus entwässerten Feuchtgebieten stammen. Feuchtgebiete filtern, speichern und versorgen den Planeten mit Wasser und Nahrung. Sie sind Lebensgrundlage für viele Tierarten. Nun liegen in Island riesige Acker- und Weideflächen brach; sie werden von der Landwirtschaft nicht mehr bewirtschaftet. Freigrasende Schafe treiben die Errosion voran. Diese Flächen in Feuchtgebiete zurückzuwandeln, das heisst, die Entwässerungsgraben zuzuschütten, hat eine sofortige positive Auswirkung.
Um eine Tonne CO₂ durch den Feuchtbiotop-Fonds zu kompensieren, werden ca 3.000 ISK (ca. 20 Euro) benötigt. Ich überweise monatlich 1.000 ISK, jährlich also 12.000 ISK, was 4 Flugreisen nach Europa kompensieren müsste.
Diese Lösung ist grundsätzlich nicht ideal. Besser wäre es, den eigenen Fussabdruck zu verkleinern, indem ganz auf Flugreisen verzichtet wird, der Fleischkonsum reduziert und der Einkauf von Billigkleidern zur Seltenheit wird. Ich arbeite daran. In meiner momentanen Situation bin ich aber auf die Honorare der Lesungen angewiesen. Meine Bücher verkaufen sich nicht von alleine. Den durch mich verursachten CO₂-Ausstoss zu kompensieren, scheint mir darum eine temporäre, vertretbare Lösung.
Für Verbesserungsvorschläge bin ich ganz Ohr.
Herzlich,
Joachim B. Schmidt